- Sprachsensible Schulentwicklung an der Sekundarschule Dormagen Wir sind eine Schule im Aufbau. Eine schulinterne Fortbildung zum sprachsensiblen Unterricht ist für das Schuljahr 2018/19 geplant. Als ein Beispiel für den bereits praktizierten sprachsensiblen Unterricht an unserer Schule sind von den SchülerInnen selbstständig geführte Glossare zu nennen. Diese Praxis wurde aus dem Fachunterricht übernommen, damit die LernerInnen auf diesem Wege die Fachsprache einüben.
- Warum sprachsensible Schulentwicklung?
Tatsächlich leben nicht nur auf Grund eines Migrationshintergrundes mehrsprachig aufwachsende Kinder in einer mehrsprachigen Umwelt. Der Unterschied von Standardsprache und Bildungssprache erzeugt eine Mehrsprachigkeit, die für alle Lernenden eine große Herausforderung ist.
Bildungssprache jedoch ist das kennzeichnende Merkmal von Unterricht. Sprachsensible Schulentwicklung will deshalb eine Erweiterung der bildungssprachlichen Kompetenzen erzielen.
Sprache ist das zentrale Instrument unserer Kognition. Für gute Schulabschlüsse ist es unabdingbar, dass SchülerInnen die Fachsprache des Unterrichts verstehen und selbst anwenden können. Sonst können sie den Anforderungen des jeweiligen Fachunterrichts nicht folgen. Wir können dementsprechend davon ausgehen, dass höhere Sprachkompetenzen zu besseren Abschlüssen führen werden.
Der jährlich im fünften Jahrgang an unserer Schule durchgeführte Duisburger Sprachstandstest liefert erste empirische Hinweise dafür, dass wir mit der Unterrichtsgestaltung tatsächlich auf die Kompetenzen unserer Kinder einwirken können. Letztendlich ist der sprachsensible Unterricht also ein Beitrag zur Chancengleichheit, zu einer Schule für alle.
- Rechtliche Grundlagen
Die nachfolgend zitierten Rechtsgrundlagen und ministerialen Empfehlungen zeigen, dass sprachsensibler Unterricht nicht nur sinnvoll ist, sondern auch seit Jahren gefordert wird.
„Die Förderung der deutschen Sprache ist Aufgabe des Unterrichts in allen Fächern. Häufige Verstöße gegen die sprachliche Richtigkeit in der deutschen Sprache müssen bei der Note angemessen berücksichtigt werden. Dabei sind insbesondere das Alter, der Ausbildungsstand und die Muttersprache der Schülerinnen und Schüler zu beachten.“
(§ 6 Abs. 6 APO-SI; GV. NRW. S. 488 vom 2.11.2012)
„Die Sprachlichen Fähigkeiten der Kinder und Jugendlichen haben großen Einfluss auf deren Erfolg beim Lernen in der Schule und über schulisches Lernen hinaus. Sprache, Lernen, Denken, Verstehen hängen eng zusammen. Die Sprache ist das Medium, in dem sich das Lernen überwiegend vollzieht. (…)“(Ministerium für Schule, Jugend und Kinder des Landes NRW (Hrsg.): Förderung der deutschen Sprache als Aufgabe des Unterrichts in allen Fächern, Düsseldorf 1999, S. 8.)
„Die Schule fördert die Integration von Schülerinnen und Schülern, deren Muttersprache nicht Deutsch ist, durch Angebote zum Erwerb der deutschen Sprache. Dabei achtet und fördert sie die ethnische, kulturelle und sprachliche Identität (Muttersprache) dieser Schülerinnen und Schüler. Sie sollen gemeinsam mit allen anderen Schülerinnen und Schülern unterrichtet und zu den gleichen Abschlüssen geführt werden.“
(§ 2 Abs. 10 SchulG)
- Grundprinzipien des sprachsensiblen Unterrichts
- Sprachsensibles Arbeiten in allen Fächern: Ein Verweis auf den Deutschunterricht genügt nicht. Schon aus zeitlichen Gründen muss die Förderung in möglichst allen Fächern erfolgen, damit sie gelingt.
- Sprechen, schreiben, lesen: Sprachsensibler Unterricht erfolgt auf mehreren Ebenen. Es ist wichtig zu überlegen, ob man das Sprechen, Schreiben oder Lesen gezielt fördern will.
- Konkrete sprachliche Lernziele: Man muss sich bewusst sein, welche Sprachhandlung im Zentrum des Unterrichts stehen und mit welchen Mitteln dieses sprachliche Ziel konkret erreicht werden soll.
- Fachliches und sprachliches Lernen gehören zusammen: Die Inhalte sollen nicht in den Hintergrund treten, sie bilden das fachliche Lernziel.
- Mit Hilfen gelingt es besser: Das Lernen soll durch Hilfsmittel (Wortlisten, Satzanfänge etc.) unterstützt und diese sukzessive reduziert werden.
- Was genau ist zu tun? Viele SchülerInnen wissen gar nicht, was von ihnen erwartet wird, deshalb verwendet man standardisierte Operatoren.
- Niemand muss das Rad neu erfinden: Es geht darum, nicht alles neu, sondern vieles besser zu machen. Man kann bspw. vorhandenes Material nutzen und muss nur die Aufgabenstellung abwandeln oder ergänzen.
- Was ist Scaffolding? Scaffolding meint die Bereitstellung eines sprachlichen Gerüstes, welches das Erlernen der Sprachhandlung unterstützt: Wenn z. B. im naturwissenschaftlichen Unterricht ein Diagramm beschrieben werden soll, können Satzmuster vorgegeben werden (Auf der X‑Achse ist dargestellt … Das Diagramm zeigt …). Anschließend werden nur Merkbegriffe vorgegeben (X‑Achse, Darstellung). Zuletzt werden die Hilfen komplett weggelassen.
- Kooperatives Lernen und sprachsensibler Unterricht
Das leitende Ideal des kooperativen Lernens, welches auch an unserer Schule verfolgt wird, wird nicht durch den sprachsensiblen Unterricht abgelöst. Vielmehr lassen sich beide Ansätze gut miteinander verbinden.
Kooperatives Lernen geht von der Annahme aus, dass Wissen im gemeinsamen sprachlichen Handeln der Lernenden konstruiert wird. Dieser Prozess stellt sprachsensibles Lernen dar, wenn es entsprechend unterstützt wird. So können bspw. Grundbegriffe mithilfe der Strukturlegetechnik (auch Stapelmethode) kooperativ gelernt werden, indem die SchülerInnen diese Begriffe auf Karten schreiben und sich gegenseitig erklären. Dabei können Einleitungen zu Definitionen bereitgestellt werden oder semantische Beziehungen (Ober- vs. Unterbegriff) graphisch verdeutlicht werden.
- Evaluation des sprachsensiblen Unterrichts Dementsprechend sind die Inhalte stetig zu überprüfen, um ggf. Modifikationen vornehmen zu können. Die Fachkonferenz (als professionelle Lerngemeinschaft) trägt durch diesen Prozess zur Qualitätsentwicklung und damit zur Qualitätssicherung des Faches bei